Verzockt
Als das Einwegpfand in Deutschland eingeführt wurde war das Geschrei von allen Seiten groß. Der Handel scheute den Aufwand für die Rücknahme, die Verbraucher Aufwand und (kurzfristige) Kosten. Laut einem Bericht der Tagesschau ist die Mehrwegquote seit der Einführung aber stark gefallen statt gestiegen.
Effektiv hat das Einwegpfand in Deutschland nur wenig bewirkt. Eine Auswirkung ist definitiv zu sehen: die Getränkedose ist (bis auf Red Bull und Eistee) quasi vollständig vom deutschen Markt verschwunden. Die Hersteller von Pfandautomaten haben ein gutes Geschäft mit Aldi, Globus und Lidl gemacht und die Getränkelieferanten durch nicht abgeholte Pfandbeträge auch ein hübsches Sümmchen erwirtschafetet. Nichts davon erklärt jedoch die gesunkenen Mehrwegquote.
Die ist aber vergleichsweise einfach zu erklären. Für Supermarktketten wie z.B. Plus war klar, dass sie weiterhin auf Einwegverpackungen setzen müssen. Um sich doppelte Arbeit für die Rücknahme von Einweg- und Mehrwegpfand zu sparen war der Weg damit klar: weg vom Mehrweg. Wenige Monate vor dem Beginn der Einwegpfandpflicht sortierte z.B. mein lokaler Plus seine letzten Colavorräte in Mehrwegflaschen aus. Einzig das Bier hat inzwischen in einigen Supermärkten eine Rückkehr in die Glasflasche erlebt. Diese Bewegung war im Übrigen schon vor der eigentlichen Einführung abzusehen.
Es kam wie es kommen musste: durch das verringerte Angebot an Mehrwegverpackungen (die Mehrheit der Deutschen kauf halt im Discounter) sank die Mehrwegquote ins Bodenlose. Der oben angeführte Artikel deutet übrigens an, dass das Pfand ca. 2010 wieder abgeschafft werden könnte. Wenn Plus seine derzeitige Linie beibehält könnte man dort dann einen ordentlichen Betrag gespart haben, Plus ist der einzige mir bekannte große Discounter der bisher noch nicht auf Pfandautomaten umgestellt hat.