Geändert: 8. 8. 2007, 09:17
Die Flutmanager, Teil 2
Es ist mal wieder so weit: das Wasser steht den Deutschen nicht nur sprichwörtlich, sondern buchstäblich bis zum Kinn. Diesmal hat es die Bayern erwischt. Da nun aktuell Wahlk(r)ampf ist und es sowas beim letzten Mal auch schon gegeben hat versuchen sich jetzt die Verlierer vom letzten Mal als Flutmanager. Ganz konkret: Ede Stoiber.
Schnell mal die CDU-Präsidiumssitzung abgesagt, man muss ja an der Front (praktischerweise vor der eigenen Haustür ohne das durch diese die Suppe schwappt) Präsenz zeigen. O-Ton Ede: "Es geht hier nicht um Wahlkampf, sondern darum den Menschen zu helfen!" So weit, so gut. In der Regel sind solche Sachen ja nicht nur katastrophal für die Betroffenen, sondern auch für die, die es hätten verhindern können. An der Elbe konnte man vieles einfach auf die Versäumnisse des dunkelroten Vorgängerregimes schieben, was sogar mehr oder minder gestimmt haben dürfte. Außerdem war das an der Elbe irgendwie neu.
In Bayern liegt das letzte Ereignis dieser Art dummerweise nur 6 Jahre zurück. Die bayrische SPD hat die Schuld auch an das dunkle Vorgängerregime geschoben, das hier nicht rot, sondern brau^H^H^H^Hschwarz ist und seit dem letzten Krieg (und eigentlich noch viel länger) regiert. Dummerweise ist das Regime aber immer noch an der Macht und will solche Unterstellungen nicht hören. Gestern im ZDF war ein Ort zu sehen in dem sie eine Mauer von ca. einem halben Meter quer durch die Stadt gebaut haben in den letzten Jahren. Ein paar Sandsäcke drauf und die dahinter liegenden Stadtteile sind geschützt. Ein anderer Ort (IIRC das schwer gebeutelte Eschenlohe) hat die selben Probleme seit 50 Jahren: der Bach fließt mitten durch den Ort, bei viel Wasser passt das halt nicht mehr. Dumm gelaufen, bzw. schlecht abgelaufen.
Leider sind die Bundesländer für den Hochwasser- und Katastrophenschutz zuständig (ein Thema über das ich bei Gelegenheit auch vortrefflich hetzen könnte), deshalb haben die Bayern im Moment ziemlich verloren (aka reiches Bundesland und selbst schuld wenn ihr nix macht).
Ach ja, der Kanzler. Diesmal kommt er als Zweiter ins Krisengebiet, aber ich denke er hat im Gegensatz zu Black Ede gleich im Voraus gemerkt das sich das diesmal nur begrenzt für den Wahlkampf eignet. Die Frage die sich mir hier wiedermal stellt ist: warum in aller Welt will halb Deutschland diesen Verein wählen, der sich neben dem ungemeinen Drang zum Polizeistaat (möglicherweise knapp verhindert oder abgeschwächt vom bevorzugten, aber nicht minder ver(w)irrten, Juniorpartner) vor allem dadurch auszeichnet das man irgendwelchen Trends hinterherläuft? Im Wahlprogramm der CDU sind so nette Geschichten aufgetaucht wie "alle möglichen Dienstleistungen des Bundes bis 2009 online" die die SPD schon beim letzten Mal auf dem Zettel stehen hatte (und die sie ausnahmsweise, vermutlich Dank fehlender Einspruchsmöglichkeiten des Bundesrats, schon Ende 2005 abgeschlossen haben werden). Ach ja, wo wir gerade bei Kanzlern sind: der Spitzname für Helmut Kohl in Ludwigshafen lautet bezeichnenderweise "Bimbeskanzler" (eine Erklärung über Bimbes gibt es von der Zeit). Gute Nacht, Deutschland.
Disclaimer: nein, das ist keine Wahlpropaganda für die SPD. Wenn ich mir Innenotto (Polizeistaatminister), Stolpe (Subventionsminister für Siemens, T-Systems und Freunde) und ähnliche Figuren angucke wird mir auch ganz anders. Wenn ich aber die Wahl habe zwischen "voll daneben ist auch vorbei" und "Vollgas voraus nach gestern" dann sind mir die Leute ohne klare Richtung doch lieber. Bei denen kann man wenigstens noch auf einen Glückstreffer hoffen.