Dakons blog

Erstellt: 25. 8. 2005, 11:49
Geändert: 8. 8. 2007, 09:17

Eigene Meinung unerwünscht

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Eigentlich wollte ich ja noch ein wenig warten und etwas weniger deutlich (oder polemisch, YMMV) werden. Aber was ich da aber gerade im Spiegel gelesen habe schreit geradezu nach einem Kommentar.

Stoiber fordert "wieder mehr Patriotismus", vorgestern faselte sein stv. Landesgruppenvorsitzender im ZDF von der "außenpolitischen Isolation", in die die Bundesregierung das Land gebracht hat. Irgendwas phantasierte er von "steht uns nicht zu" und bezog sich damit auf die eigene außenpolitische Meinung des deutschen Staates. Ja, echt. Deutschland steht keine eigene außenpolitische Meinung zu.

Was damit gemeint ist, dürfte jedem klar sein der die Possen von Merkel angesichts des letzten Irak-Krieges noch in Erinnerung hat. Was vom Mainzer Karneval äußerst passend mit einem Wagen porträtiert wurde spottet eigentlich jeder Beschreibung. Eine deutsche Oppositionsführerin (also insbesondere auf internationalem Parkett zu dem Zeitpunkt jemand völlig bedeutungs- da machtloses) jettet mal eben ins Land der unbegrenzten Peinlichkeiten um dem Präsidenten der ganzen freien Welt (es gibt auch ganz andere Meinungen bzgl. der freien Welt) zu versichern das man ganz seiner Meinung ist und liebend gerne bei seinem Eroberungsfeldzug in Richtung Ölreserven mitmarschieren würde.

Man muss sich das einmal klarmachen: Deutschland, immerhin eine der größten Wirtschaftsmächte weltweit und seit der Wiedervereinigung endlich wieder souveräner Staat, darf keine Meinung haben die von unseren amerikanischen Freunden abweicht. Hallo, geht's noch? Gerade diese Freunde haben in letzter Zeit immer wieder gezeigt das sie zu ihrem eigenen Vorteil sogar über die Leichen der eigenen Soldaten gehen, auch wenn dieser Vorteil bis dato ausgeblieben ist.

Aber jetzt spinnen wir den Faden doch mal weiter. Natürlich mit viel hätte-wäre-wenn und einer großen Unwahrscheinlichkeit: Angie die Große schickt ihre Armeen zusammen mit den tapferen Kämpfern aus dem Land der Freiheit in den Krieg gegen die Horden der Finsternis aus dem Land des Öls und der Massenvernichtungswaffen, angeführt von ihrem grausamen Herrscher, dem dunklen Lord Saddam. Mal abgesehen von der personellen und materiellen Machbarkeit, die Bundeswehr hat schließlich auch nur endlich viele ausgebildete und ausgerüstete Leute die sie ans andere Ende der Welt schicken kann, was hätte es uns gebracht? Deutschland müsste neben Afghanistan noch Truppen in einem weiteren externen Land unterhalten und versorgen, zusätzlich zu den wahrscheinlichen personellen Verlusten. Aber den großen Hammer hat sich wahrscheinlich noch niemand wirklich klar gemacht: wenn Deutschland Truppen im Irak stationiert hätte wäre es angesichts seiner Größe und wirtschaftlichen Bedeutung ein weitaus lohnenderes Ziel gewesen als Spanien. Und ich wage stark zu bezweifeln das jemand einen liegengelassenen Rucksack in einer Berliner S-Bahn bemerkt hätte, in Madrid ist das auch niemandem aufgefallen.

Ich will hier nichts beschreien, aber bei sowas erdreistet sich die CSU tatsächlich der Bundesregierung für eine außenpolitische eigene Meinung, die definitiv deutsche Bürger geschützt hat, anzugreifen? Ein gewisser Realitätsverlust hilft immer wieder um sich vor unliebsamen Wahrheiten zu schützen. Dumm nur wenn man sich so mit Weißbier zudröhnt das man jeglichen Bezug zur Realität verliert. Nur so kann man erklären das auf der einen Seite Patriotismus gefordert, auf der anderen Seite aber quasi eine außenpolitische Marionettenregierung gefordert wird. Vollgas voraus nach gestern - CDU

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