Geändert: 8. 8. 2007, 09:17
Bahnhofsgedanken
Was erwartet man von etwas, das sich "Hauptbahnhof" nennt? Ich persönlich erwarte da die Möglichkeit mein Fahrrad mittels Aufzug oder Rampe einfach zwischen den Bahnsteigen bewegen zu können. Am Samstag hatte ich die Möglichkeit Homburg (Saar) Hauptbahnhof kennen zu lernen, was mich an dieser Stelle eines besseren belehrte. Den Bauzäunen nach zu urteilen arbeitet man gerade an einer Änderung, was mir allerdings auch nicht geholfen hat.
Warum es in Saarlouis einen Hauptbahnhof gibt ist mir nicht ersichtlich, trotzdem heißt der einzige Haltepunkt den die Fahrplanauskunft kennt so. Dort gibt es Aufzüge. Den auf Gleis 1 hat man so geschickt plaziert das es zwischen Aufzug und einem Geländer einen Durchgang von nur einem knappen halbem Meter gibt, was mit Reisetasche und Fahrrad zu eng ist. Die andere Richtung wird dann durch eine Metallsitzbank, Mülleimer und einen Automaten blockiert. Wenn mich nicht alles täuscht steht da auch noch ein Träger des Bahnhofdachs im Weg rum. An alle dem muss man erst auf der Rück- und dann der Vorderseite vorbei und dann dabei direkt über den Bahnsteig laufen, wo andere Fahrgäste warten können.
Ganz anders Ludwigshafen. Der Hauptbahnhof dort ist im Vergleich aller denkbaren Hauptbahnhöfe in seiner Stadt der Bedeutungsloseste. Vor vielen Jahren viel zu groß geplant ist er nicht nur von der Bausubstanz her heruntergekommen und für den Fernverkehr völlig bedeutungslos, er liegt auch in der Stadt quasi mitten im Nirgendwo. Ganz nebenbei behindert er auch die Verkehrsführung in der Stadt selbst, da er umständlich umfahren werden muss.
Am Freitag bin ich zum ersten Mal bewusst über den Bahnhofsvorplatz gelaufen, der im Vergleich mit der eigentlichen Anlage ein Schmuckstück ist. Leider ist dies nahezu vergeudet, da der Bahnhof selbst nicht mal für den Nahverkehr eine entscheidende Bedeutung hat. Ach ja: das Ding ist ein häßlicher Zweckbau, aber wenigstens hat man damals an die Rampen gedacht das man problemlos an die Bahnsteige herankommt.
Meine ganz eigene Beziehung zum diesem Stück Beton hat mein Umzug nach Ludwigshafen geprägt. Ich wollte damals nach Maudach, mangels Internet konnte ich damals aber keine wirklich gute Anreise herausfinden. Da die Fahrt nach Ludwigshafen-Rheingönheim gleich mehrere Mark teurer gewesen wäre entschied ich mich für die Fahrt nach LU Hbf um dort auf den Nahverkehr umzusteigen. Nach meiner Ankunft dort musste ich erst mal suchen wie es weitergeht. Die nächste Fahrtmöglichkeit nach Rheingönheim hat dann mindestens eine halbe Stunde auf sich warten lassen. Von dort lief ich dann einen halben Kilometer (zum Glück in die richtige Richtung) zur nächsten Bushaltestelle von der ich bis Maudach fahren konnte. Zu allem Überfluss hatte auch mein Handy unterwegs endgültig den Geist aufgegeben, was meiner Stimmung auch nicht unbedingt zuträglich war.
Vorletzten Donnerstag habe ich auf dem Heimweg aus der Stadt ganz in der Nähe des Hauptbahnhofs zwei Frauen in einem Auto aufgesammelt, die in die Bahnhofstraße wollten (genauer zu Das Haus, falls das jemandem was sagt). Eigentlich eine gute Idee sich dann erstmal an den Schildern Richtung Bahnhof zu orientieren, was allerdings bei mehreren Bahnhöfen in einer Stadt auch ziemlich daneben gehen kann. In Ludwigshafen ist es noch schlimmer: an der Stelle des ehemaligen Hauptbahnhofs befindet sich heute das Rathauscenter. Der Ort an dem man dort eine Bahnhofstraße platzieren könnte umfasst also grob gesagt die gesamte Innenstadt. Zum Glück war das Ziel der Beiden nicht wirklich weit weg, ich nehme an das sie es dank Karte (allerdings fast ganz ohne Straßennamen, welch genialer Einfall) und meiner Beschreibung doch noch gefunden haben.
Was macht man eigentlich in einer Stadt die einige Kilometer von der nächsten Eisenbahnlinie entfernt liegt? Gehrden, die Heimatstadt meiner Freundin, lag bis in die 50er Jahre an einer Straßenbahnlinie nach Hannover. Der Name Bahnhofstraße ist geblieben, ansonsten ist davon nicht mehr viel zu sehen.